Frischer Blick auf Aquarellmalerei: Einfach und kreativ statt anspruchsvoll und altbacken

 

Aquarellmalerei ist nur was für Profi-Maler, die wissen, wie man smoothe Farbverläufe hinbekommt. So oder ähnlich habe ich auch mal gedacht. Dabei sind die fließenden Farben unglaublich einfach in der Handhabung und ebenso vielseitig.

 

Hättest du zum Beispiel gedacht, dass man mit ihnen auch ideal abstrakte Bilder malen kann?

 

Ich wette, du wirst überrascht sein, wenn ich dir sage, dass Aquarellfarben perfekt für Anfänger und für intuitives Malen geeignet sind. Deshalb stelle ich dir in diesem Artikel die grundlegenden Eigenschaften und Vorteile der Aquarellfarben vor, die ich am liebsten benutze.

 

Klassisches Aquarellbild mit einem toskanischen Dorf als Motiv
Ein Aquarellbild im herkömmlichen Sinne, das ich zu meiner Schulzeit gemalt habe. Aquarell war für mich auch ein Rätsel - deshalb habe ich mir damals mit einer Buchvorlage beholfen ;-)

Feste Aquarellfarben: Der klassische Farbkasten

Aquarellbild mit Buntstiften, Aquarellfarbkasten und Deckfarbkasten
Unten im Bild ist ein kleiner Aquarellkasten mit den typischen Näpfchen und rechts daneben der Deckfarbkasten, mit dessen Farben dieses abstrakte Aquarellbild hauptsächlich entstanden ist

 

Feste Aquarellfarben kommen in kleinen Näpfen in einem Farbkasten und sind der Klassiker der Aquarellmalerei. Diese Farben werden durch das Anfeuchten mit Wasser aktiviert und bieten eine breite Palette an Farbtönen.

 

Wenn du nur einen kleinen Kasten mit wenigen Farben besitzt, ist das auch nicht tragisch. Auf der Deckelrückseite – für mehr Platz tut es auch ein einfacher Teller – kannst du die Farben leicht miteinander mischen.

 

Die Handhabung der festen Aquarellfarben ist einfach und ideal für Anfänger. Du brauchst nur einen Pinsel, Wasser und gut saugendes Papier, um loszulegen. In diesem Artikel gebe ich dir Tipps, worauf es bei der Auswahl des Papieres ankommt – insbesondere wenn man eine Technik anwendet, die wie die Aquarellmalerei viel Wasser benötigt.

 

Dadurch, dass du selbst kontrollieren kannst, wie viel Wasser du mit den Farben vermischst, kannst du die Intensität der Farben variieren - von zarten, transparenten Tönen bis hin zu kräftigen, satten Farben ist alles möglich.

 

Du hast noch keinen Aquarellkasten? Vielleicht hast du ja noch einen Wasserfarbkasten aus deiner Schulzeit oder von deinen Kindern übrig. Damit kannst du schon einmal experimentieren.

 

Die Farben in einem Aquarellkasten sind höher pigmentiert und dadurch intensiver und lechtender. Aber wenn du zunächst nur die Technik erforschen möchtest, bevor du in teurere Aquarellfarben investierst, kannst du es auch so angehen.

 


Flüssige Aquarelltuschen überzeugen durch ihre unglaublich intensiven Farben

Malblock mit rot-gelben Farbklecksen, Farbpalette und Pébéo Colrex Aquarelltusche in Fläschchen
Die transparente Aquarelltusche Colorex von Pébéo zeichnet sich durch die satten Farben, die samtige Textur und die Fließgeschwindigkeit auf nassem Papier aus

 

Flüssige Aquarelltuschen, wie zum Beispiel die Pébéos, die ich selbst gerne nutze, bieten eine spannende Alternative zu den festen Aquarellfarben. Diese Tuschen sind fertig gemixt in kleinen Fläschchen erhältlich und damit sofort einsatzbereit. Sie zeichnen sich durch ihre leuchtenden und intensiven Farben aus, die besonders gut auf nassem Papier zur Geltung kommen.

 

Mein Extra-Tipp: Die großen Fläschchen werden mit einer Pipette geliefert. Für die kleinen Fläschchen solltest du dir selbst noch ein paar Pipetten zulegen, weil die Farben leider schlecht werden können. Also tunke bitte niemals deinen Pinsel einfach so in die Farbe, wenn du lange etwas von ihr haben möchtest.

 

Die flüssigen Aquarelltuschen sind ideal für Farbverläufe. Du solltest wieder ein gut saugendes Aquarellpapier verwenden und es so gut anfeuchten, dass sich auf dem Papier eine Wasseroberfläche bildet.

 

Die fließenden Farben breiten sich mit der Pipette aufgetropft hervorragend in deinem kleinen Farbsee aus und erzeugen dabei faszinierende Effekte. Diese Technik ist einfach perfekt dazu geeignet, alle Kontrolle über das Medium abzugeben und einfach nur zuzusehen, welche Wege die leuchtenden Farben vor dir nehmen.

 

Gleichzeitig bekommst du eine wunderbare Möglichkeit, intuitiv und frei noch mit den nassen Farben zu spielen. Hierfür kannst du auch mal unkonventionelle Malwerkzeuge ausprobieren und beispielsweise die Farben mit der Pinselspitze miteinander verbinden. Freue dich auf überraschende Ergebnisse!


Intuitives Aquarellieren als Achtsamkeitsübung

An der Aquarellmalerei liebe ich besonders, die Farben dabei zu beobachten, wie sie sich im Wasser ausbreiten, um sich irgendwann zu etwas ganz Neuem zu verbinden. Ganz von alleine entstehen beeindruckende Muster und Farbverläufe, die ich niemals absichtlich hätte erschaffen können.

 

Ja, es erfordert ein wenig Akzeptanz und Zurückhaltung, sich nicht in das Fließen einzumischen. Aber gerade wenn du merkst, dass du diese Geduld und Achtsamkeit nicht mitbringst, ist es eine besonders schöne Übung für dich. Durch das intuitive Aquarellieren lernst du, dich von festen Vorstellungen zu lösen und den Moment zu genießen.

 

Warum ist es sonst noch lohnenswert, sich einmal nicht in den Malprozess einzumischen?

 

Weil sich das eigentliche Ergebnis erst zeigt, wenn deine Farben vollständig getrocknet sind. Im nassen Zustand sehen deine Farben einfach noch ganz anders aus. Womöglich verbinden sich verschiedene Farben auch noch miteinander – alles bleibt dynamisch und lebendig, bis der letzte Wassertropfen getrocknet ist.

 

Was du sonst noch mit deinen trockenen Aquarellbildern anstellen kannst, verrate ich dir im nächsten Abschnitt.

Weiterbearbeitung der Werke: Feinschliff mit Finelinern, Acrylstiften… und??

Das Spannende an diesem Prozess des Aquarellierens ist: Wir drehen eine der traditionellen Techniken kurzerhand um. Statt eine Skizze mit Aquarellfarbe zu kolorieren, lassen wir uns von den Formen inspirieren, die sich durch die ineinander geflossenen Farben gebildet haben. Und diese können wir dann ausformulieren.

 

Fineliner und Acrylstifte eignen sich hervorragend, um Konturen zu verstärken oder Muster und komplexe Ornamente hinzuzufügen. Diese Kombination von verschiedenen Malwerkzeugen verleiht deinen intuitiv erstellten Aquarellbildern zudem mehr Tiefe und Kontrast.

 

Mit einem Fineliner - ich bevorzuge die Pitt Artist Pens von Faber-Castell - kannst du ganz feine Linien und präzise Formen zeichnen.  Acrylstifte setzen je nach Stärke kräftigere Akzente. Experimentiere doch einmal selbst mit verschiedenen Farben und Techniken, um den perfekten Look für dein Werk zu finden.

 

Hier kannst du nichts falsch machen, sondern im Gegenteil: Das Zusammenspiel von Aquarell und anderen Medien eröffnet dir neue kreative Möglichkeiten und erweitert deine künstlerische Ausdrucksweise.

Fertiges Aquarellbild mit vielen bunten Schlangenlinien und schwarzen Akzenten aus Tuschestift
Ganz viel Lebendigkeit entsteht durch eine Kombination aus Bunt- Acryl- und Tuschestiften, die die Schlangenlinien aus Aquarellfarbe zum Tanzen bringen

Intuitive Aquarellmalerei eröffnet Kreativität ohne Grenzen

Aquarellmalerei bietet dir eine wunderbare Möglichkeit, intuitiv und frei zu arbeiten. Ob du feste Aquarellfarben aus dem Farbkasten oder flüssige Aquarelltuschen verwendest - die fließenden Farben ermöglichen es dir, deine Kreativität auszuleben und dich selbst von deinen Werken überraschen zu lassen.

 

Und wenn du meinst, dass deinen Bildern das gewisse Etwas immer noch fehlt, dann hast du ja jetzt auch gelernt, dass du sie durch die Weiterbearbeitung durch Fineliner und Acrylstifte veredeln und damit noch individueller gestalten kannst.

 

Aquarellfarben eignen sich hervorragend für spontanes und intuitives Malen, aus dem sich ausdrucksstarke, abstrakte Kunst entwickeln kann.

 

Ich hoffe, du hast nach diesem Blogartikel deinen Respekt vor Aquarellmalerei ablegen können und nun Lust bekommen, eigene intuitive Bilder zu gestalten!

 

Wenn du noch tiefer in die intuitive Aquarellmalerei abtauchen willst und dir die Anfangsimpulse für deine Bilder fehlen, dann komm doch in meinen Kurs „Aquarell mal anders! Entspanntes und intuitives Fließenlassen“ in Düsseldorf. Die Termine findest du hier.


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